Nachbarschaft stiften

Nachbarschaft stiften ist eine gemeinsame Aktion der „Initiative 50plus“ und der „Ehrenamtsbörse“ im Bündnis Familie Bad Oeynhausen.

In der „Initiative 50plus“ haben sich Bad Oeynhausener Bürger zusammengefunden, die diesen Lebensabschnitt bewusst und im Austausch mit anderen gestalten möchten. Dazu gehört es auch, soziale Vorsorge für sich und für andere zu betreiben. Vielerorts beobachten wir nämlich nicht nur materielle Nöte bis hin zur Armut bei älteren Menschen, sondern auch Anonymität, Vereinzelung oder gar Vereinsamung.

Uns ist bewusst, dass jede/r diesen Risiken ausgesetzt ist, mal früher, mal später, die einen mehr, die anderen vielleicht weniger. In dieser Erkenntnis haben wir uns zusammen getan, um ein Netzwerk für uns und andere zu schaffen. Wir möchten die Augen offen halten und schauen, wo in unserem Nahbereich vielleicht Hilfe benötigt wird. Nicht immer sind erwachsene Kinder vorhanden oder vor Ort. Von Nachbarn und Bekannten kann man nicht immer Hilfe erwarten. Manchmal fällt es aber schwer, sie anzunehmen. Keiner fällt anderen gerne zur Last. Sich helfen zu lassen, stellt sich in den Momenten oft als schwierig heraus, wo eine direkte Gegenleistung nicht möglich oder nicht angebracht ist.
„Ich will mich hinterher auf keinen Fall verpflichtet fühlen“, sagt die alleinstehende Frau im 3. Stock und verzichtet dann lieber darauf, den jungen Mann von nebenan zu bitten, ihr das Schneeräumen mal abzunehmen, ihren Brief auf seinem PC zu tippen, das Behördendeutsch eines Schreibens verständlich zu machen.

Mit der Aktion „Nachbarschaft stiften“ schauen wir voraus. Heute sind wir noch fitte Ü50er mit einem großen Bekanntenkreis, aber muss das so bleiben? Erfahrungsgemäß hält das Leben Überraschungen und Unwägbarkeiten bereit. Für die großen Risiken gibt es Versicherungen, für die existentielle Absicherung die Rente und das Ersparte.
Was gibt es für die „kleinen“ Bedürfnisse? Zum Beispiel den Wunsch sich mitzuteilen, bei Krankheit Besuch zu bekommen, endlich wieder Licht im Flur zu haben, nachdem es beschwerlich und gefährlich geworden ist, auf eine hohe Leiter zu steigen, um eine neu Glühbirne einzuschrauben.

In der Aktion „Nachbarschaft stiften“ leisten wir uneigennützige Hilfe und Unterstützung wo immer sie gebraucht wird, es sei denn wir haben das Gefühl, ausgenützt zu werden.
Wenn wir tatkäftig anpacken, tun wir es aus Interesse am Menschen und weil es uns eine gewisse Befriedigung verschafft, (noch) gebraucht zu werden. In diesem Sinne sind wir „ehrenamtlich“ tätig. Wir haben dabei die Erfahrung gemacht, dass es uns in dem Maße leicht fällt selbst Hilfe anzunehmen, wie es uns selbstverständlich war und ist, jemanden unter die Arme zu greifen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.

Insofern ist die Aktion „Nachbarschaft stiften“ ein Hilfering auf Gegenseitigkeit, als über die Jahre, zum Beispiel in unserer „50plus-Gruppe“ eine Kultur der Unterstützung, ein Geben und Nehmen geübt und praktiziert werden kann. Jede/r gibt das, was sie/er kann und empfängt das, was man selbst aktuell braucht. Der Hilfering ist eine Art Solidargemeinschaft, die auf Dauer angelegt ist, was über den zeitnahen, direkten Tausch von Dienstleistungen zwischen zwei Personen hinausgeht.

Somit gibt es die strikte Trennung zwischen Hilfeleistern und Hilfeempfänger nicht. Jede Person sollte sich im Laufe der Zeit, je nach ihren Möglichkeiten, in beiden Rollen üben. Ein Aufrechnen von Leistungspunkten und Zeiteinheiten ist nicht vorgesehen. Dennoch hat die Idee der Seniorengenossenschaft in unserem Projekt Pate gestanden. Jeder Helferin und jedem Helfer soll immer die Möglichkeit offen bleiben, sein ehrenamtliches Engagement testieren und hinterlegen zu lassen. Unsere Angebote bewegen sich im Rahmen der Laienselbsthilfe. Darunter verstehen wir Gefälligkeiten und unterstützende Hilfen, wie sie in guten Nachbarschaften gepflegt werden.

Das reicht vom Schneeräumen und Pflanzenpflege bei Abwesenheit über Besorgungen, Besuche, zum Beispiel bei Krankheit, bis hin zum achtsamen Zuhören und Anteil nehmen, wenn jemand belastende Ereignisse zu verarbeiten hat. Als Nachbarschaftsstifter verschenken wir Zeit und unsere Kompetenz.

Während der ehrenamtlichen Tätigkeit genießen die Helfer/innen Versicherungsschutz.
Auslagen werden ihnen nach vorheriger Absprache erstattet.

Ihr Anliegen richten Sie bitte telefonisch an Gerold Haug (05731/26900).

Eine Möglichkeit, persönlich mit uns Kontakt aufzunehmen, besteht während der Stammtische der 50plus-Gruppe, die in der Regel mittwochs von 17.00 bis 19.00 Uhr  im Cafe Solero, Herforder Straße 40 stattfinden.

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